WB RÜL – WETTBEWERB
IGS-Gesamtschule, Rülzheim
2. Preis

Realisierungswettbewerb Integrierte Gesamtschule Rülzheim – Erläuterungstext

Konzept – Der Campus verbindet
Die grundlegende Idee des Entwurfs bildet die Schaffung eines einprägsamen gemeinsamen Landschaftsraums als Kommunikationsraum zwischen den einzelnen Schulgebäuden. Der Naturbezug des Schulkomplexes erhält dadurch ein erkennbares landschaftliches Thema.
Der Haupteingang in den Schulkomplex und alle Haupteingänge der einzelnen Gebäude sind auf diesen Raum bezogen. Durch seine Form schafft dieser Raum eine besondere, Identität stiftende Atmosphäre und bietet Schülern aller Altersgruppen einen Treffpunkt.
Die neuen Gebäude der IGS-Erweiterung, des Grundschulneubauteils und der Sporthalle bilden als einfache kubische Körper mit einer klaren Geometrie im dem heterogenen Umfeld der verschiedenen Bauten aus unterschiedlichen Zeiten ein verbindendes Ensemble. Durch Ihre Setzung schaffen sie einen neuen Eingang an der Schulstraße.
Durch breite Pflanzbereiche vom Gemeinschaftsraum getrennt werden jedem Schulbaustein ein Schulhof und Schulgärten sowie Sportbereiche zugeordnet. Darüber hinaus wird der Zentrale Campus als wertvoller Baustein des Freiraumsystems von Rülzheim qualifiziert.

Städtebau/Freiraumplanung
Der Zentrale Campus ist in Form eines fließenden Grünraumes ausgeformt, der sämtliche Gebäuderücksprünge und Nischen aufnimmt und diese Bereiche der Gemeinschaft zur Verfügung stellt. In bewusstem Kontrast zur Orthogonalität der bestehenden und neuen Gebäudestrukturen schafft er offene, teils abgesenkte Räume, bietet vielfältige Ein- und Ausblicke und schafft sowohl ökologisch wertvolle Bereiche, wie einen Regenwasserversickerungsteich, sowie Aufenthalts- und Begegnungsräume. Eingefasst ist der Zentrale Campus mit nutzbaren Sitzmauern und teils Sitzstufen. Im Bereich wichtiger Wegeverbindungen ist er mit befestigten Wegen durchschnitten.
Ergänzt wird die Figur des fließenden zentralen Grünraums mit einer schollenartigen Ausformung des Campus nach Außen. Als kompakte Pflanzung aus niedrigen Weiden, teils verbunden mit einem Höhensprung, erscheint der Campus zum Umgebung als zusammenhängender Grünraum. Einfriedungen, wie im Bereich des Kindergartens und der Grundschule, können, falls erforderlich, selbstverständlich eingebunden werden.
Zentraler Eingangsbereich ist eine Zugangspergola mit Identität stiftendem Schriftzug, der Möglichkeit der Einbindung eines Kioskes, sowie Abstellmöglichkeiten für Fahrräder. Auf der Ostseite befindet sich ein weiterer Zugang mit Abstellmöglichkeiten für Fahrräder.
Neben der Gemeinschaftsfläche des Zentralen Campus erhalten alle Einrichtungen individuell zugeordnete Freiräume.
Die Integrierte Gesamtschule enthält 3 Freiräume: Einen Pausenhof für die Sekundarstufe I im Bereich östlich der Turnhalle mit Integration des wertvollen Baumbestandes. Einen Pausenhof östlich des Anbaus von 1997 für die Sekundarstufe II mit Einbindung und Doppelnutzung des vorhandenen Kleinspielfeldes. Verbunden werden diese beiden Pausenhöfe durch den Schulgarten und den Pausenhof für die Orientierungsstufe.
Alle Gebäudezugänge und Campusteile sind schwellenlos behindertengerecht erreichbar. Über Dachbegrünungen, Biotope und Rigolen wird ein konsequentes Regenwassermanagement durchgeführt. Überschüssiges Wasser wird in Zisternen gesammelt und dient der Grünanlagenbewässerung.

Architektur
Die bestehende Treppenhalle der Regionalschule wird zum neuen Haupteingang erklärt. Dadurch erhält die neue IGS einen großzügigen, der Größe des Schulkomplexes entsprechenden Eingangsbereich. Direkt angegliedert ist die Bibliothek. Der alte Haupteingang bleibt als Zugang zum Schulhof und zur Sporthalle/Mensa bestehen.
Zwei neue Baukörper sind durch Übergänge an die bestehende Struktur angegliedert. Im EG und OG des Bestandsbaus befinden sich Klassenräume der Orientierungsstufe und der Sekundarstufe I.
Die Verwaltung ist im rückwärtigen Bereich untergebracht, die Küche verbleibt im Kellergeschoss. Im 2-geschossigen Neubau Richtung Kindergarten befinden sich die Klassenräume der Sekundarstufe II.
Im 3-geschossigen Baukörper vor der Mensa befinden sich die Naturwissenschaftlichen Lehrräume mit Sammlungen und Musik-, Kunst- und Werkraum sowie im EG zur Straße der Mehrzweckraum.
Die Neubauten werden in kompakter Massivbauweise erstellt. Durch die gleiche Sprache der Fassaden der einzelnen Baukörper entsteht eine Ensemblewirkung. Die Fassaden sind mit Kupferblech verkleidet, daß durch seine Langlebigkeit, Werthaltigkeit und Alterungsfähigkeit dem Ensemble eine besondere Atmosphäre gibt. Die Klassenräume erhalten Licht durch großflächige Fensterelemente. Nach Süden erhalten diese einen Sonnenschutz.

Zugang/Verkehr
Der gesamte Schulkomplex erhält mit einem überdachten Eingang eine repräsentative Adresse an der Schulstraße. Der Schulbus fährt vor dem Haupteingang vor, die Wendemöglichkeit für den Bus ist berücksichtigt, rechts und links entlang der Schulstraße befinden sich Parkplätze. Zur Straße am Friedhof bleibt der Nebeneingang bestehen.

Energieerzeugung und Energiebereitstellung
Die vorgesehenen Neubauten werden an das vorhandene BHKW angeschlossen. Der nach Gebäudesanierung und Gebäuderückbau reduzierte Wärmebedarf wird durch den hinzukommenden Wärmebedarf der Neubauten bestmöglich ausgeglichen.
Der geplante Passivhausstandard ermöglicht eine Temperierung der Gebäude über Fußbodenheizflächen. Die damit zusammenhängenden geringen Systemtemperaturen ermöglichen eine effiziente Energieerzeugung im BHKW.

Lüftung und sommerlicher Wärmeschutz
Um die Konflikte aus effizienter Wärmedämmung und hoher Luftdichtigkeit der Gebäudehülle (Reduzierung Wärmeverluste) einerseits und Optimierung der Fensterflächen und -größen mit dem Ziel größtmöglicher Nutzung von Tageslicht und passiver Solarenergiegewinne andererseits zu vermeiden, sind entwurflich angepasste, baulich-/ technische Lösungen erforderlich.
Auf Lüftungstechnik kann der Entwurf weitestgehend verzichten, Betriebs- und Anlagenkosten werden gering gehalten.
Selbstregulierende Außenwand-Luftdurchlässe im Leibungsbereich der Fenster ermöglichen die freie und kontrollierte Lüftung der Unterrichtsräume. Die Freie Lüftung wird bedarfs- und witterungsgesteuert durch eine einfache zentrale Abluftanlage im Bereich der zentralen Flure/Treppen unterstützt (variabler Volumenstrom). Sie gewährleistet bei ungünstigen Witterungsbedingungen (Windstille, fehlende Temperaturunterschiede zwischen außen und innen) und hoher Nutzungsintensität der Räume ein ausreichendes Nachströmen von Außenluft und somit den erforderlichen Luftaustausch.
Außerhalb der Heizperiode kann die Lüftung durch Voreinstellung der Schlitzschieber intensiviert werden. Für die nutzerbezogene, individuelle Lüftung besitzen die Fenster kleine und große Drehflügel.
Der Gebäudeentwurf ermöglicht für den Sommerfall eine passive Kühlung durch Nachtlüftung. Die Flure, der Raumluftverbund der Treppen und die Oberlichtöffnungen wurden so angeordnet, dass der Wind aus allen Richtungen das Gebäude durchströmen kann. Über die Luft wird die am Tage eingetragene überschüssige Wärme aus dem Gebäude geleitet. Die nachströmende kühle, nächtliche Außenluft führt zu einer Entladung der Gebäudekonstruktion (Wärmespeicher).
Bei fehlendem Wind erfolgt die nächtliche Gebäudekühlung über Thermik und den großzügig bemessenen Oberlichtöffnungen. Auch hier kann die Abluftanlage unterstützend eingesetzt werden.
Um den Licht- und Wärmeeintrag über die Fenster bedarfsgerecht regulieren zu können wurden außenliegende Markisen vorgesehen.